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Das Turiner Grabtuch |
Das Turiner Grabtuch (italienisch Sindone di Torino, Sacra Sindone) ist ein 4,36 Meter langes und 1,10 Meter breites Leinentuch, das ein Ganzkörper-Bildnis der Vorder- und Rückseite eines Menschen zeigt. Das Tuch wird in der Ende des 17. Jahrhunderts erbauten Grabtuchkapelle des Turiner Doms aufbewahrt. Der Ursprung des Tuches und sein Aussehen sind der Gegenstand einer intensiven Debatte unter Theologen, Historikern und anderen Forschern. Es wird von vielen Gläubigen als das Tuch verehrt, in dem Jesus von Nazaret nach der Kreuzigung begraben wurde, und hat eine Reihe von Christusdarstellungen inspiriert.
Die dokumentierte Ersterwähnung des Tuches fand im 14. Jahrhundert statt. Einer der zuständigen Bischöfe sprach sich gegen eine Anerkennung des Tuchs als Reliquie aus. Aus dem 14. Jahrhundert sind zudem weitere künstlerisch gestaltete Grabtücher bekannt, ebenso die zugehörige Technik einer Leinenmalerei mit Temperafarbe, die Abbildungen mit ungewöhnlichen transparenten Eigenschaften erzeugt. Die davon unabhängig erfolgten Radiokohlenstoffdatierungen von 1988 deuten ebenso auf einen Ursprung als mittelalterliches Artefakt aus dieser Zeit. Das Tuch verblieb im Eigentum verschiedener Adelsfamilien, zuletzt des Hauses Savoyen, und wurde erst im späten 20. Jahrhundert der katholischen Kirche übereignet. Die Verehrung des Tuches wurde insbesondere im späten 19. Jahrhundert intensiviert, nachdem erste fotografische Negative des Grabtuches ein plastisches und lebensnahes Abbild von hohem künstlerischen Wert erkennen ließen. Die weltweite Medienresonanz und das neuerwachte Interesse an dem Tuch machte es zu einem der am meisten untersuchten archäologischen Objekte überhaupt. Die Vielzahl der hochaufwändigen Untersuchungen wertete es im Gegensatz zu den meisten anderen historischen Objekten deutlich auf. Für Befürworter der Echtheit des Grabtuches ist es als ein nicht von Menschen geschaffenes Bildnis ein Acheiropoieton. |
Ist ein Leichnam oder ein lebender Mensch abgebildet ? |
In der populärwissenschaftlichen Literatur wird von dem Religionspädagogen H. Kersten und dem Parapsychologen E. Gruber die These vertreten, dass ein lebender Mensch in das Grabtuch eingewickelt gewesen sei, was dafür spreche, dass Jesus die Kreuzigung überlebt habe. Sie begründen ihre Behauptung damit, dass Leichen nicht wie Lebende bluten, die Blutfleckabbildung also nur durch einen lebend eingewickelten Körper entstanden sein könne. In der seriösen wissenschaftlichen Literatur spielen die Thesen von Kersten und Gruber praktisch keine Rolle. Zwar setzt tatsächlich in der Regel bereits kurz nach dem Tod die Blutgerinnung ein, allerdings kann auch bei einem toten Körper bis zur vollständigen Gerinnung noch Blut durch eine größere Wunde austreten. Zudem ist es umstritten, ob es sich in den Blutfleckabbildungen wirklich um Blut handelt. Außerdem könnte Blut auch künstlich aufgebracht worden sein. |
Allgemein anerkannte Geschichte |
Die ältesten unumstrittenen schriftlichen Quellen, die die Existenz des Tuches erwähnen, reichen bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. 1353 erhielt der französische Ritter Geoffroy de Charny von König Johann II. dem Guten den Auftrag, eine Stiftskirche in Lirey bei Troyes, Département Aube in der Champagne, zu bauen. Dort wurde das Grabtuch erstmals – dokumentarisch durch ein Pilgermedaillon verbürgt – 1357 der Öffentlichkeit präsentiert. Da marodierende Banden das Tuch in Lirey bedrohten, wurde es von Kanonikern aus Sicherheitsgründen 1418 in eine Kapelle nach Saint-Hippolyte gebracht. Es blieb dort 34 Jahre lang, bis es 1453 von der Witwe des verstorbenen Grafen Humbert aus der Adelsfamilie Haus Faucogney, Margaret de Charny, in den Besitz des Hauses Savoyen überging. In dieser Zeit wurde es von damaligen Besitzern auf Reisen mitgeführt und an verschiedenen Orten ausgestellt. Einmal im Jahr wurde das Tuch an einer „le Clos Pascal“ genannten Stelle den Gläubigen gezeigt. |
Die Religiöse Deutung |
Von der katholischen Kirche wird das Tuch nicht als Reliquie, sondern als Ikone eingestuft. Das Bild ist damit mehr als ein Kunstgegenstand, es kann als existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten, indirekt auch zwischen dem Betrachter und Gott dienen. Dessen ungeachtet verehren einige Gläubige das Tuch als Reliquie im Sinne eines echten Leichentuches Christi. |
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