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Der Chicxulub Krater (65 Mio Jahre) |
Der Chicxulub-Krater (Yucatec-Maya, Aussprache: [tʃikʃuˈlub]) ist ein etwa 180 km großer und 65 Millionen Jahre alter Einschlagkrater im Untergrund der nördlichen Yucatán-Halbinsel in Mittelamerika (Mexiko). Da er unter mächtigen Sedimentgesteinen begraben ist und nicht erodiert wurde, ist er neben dem Ries-Krater der Schwäbischen Alb in Süddeutschland einer der besterhaltenen großen Einschlagkrater der Erde. Im Zusammenhang mit der Kreide-Tertiär-Grenze wird er mit dem Aussterben der Dinosaurier und eines Großteils der meso- zoischen Tier- und Pflanzenwelt an der Grenze zum Känozoikum in Verbindung gebracht. |
Lage und Beschreibung des Kraters |
Das Zentrum des so genannten Chicxulub-Impaktkraters liegt an der yukatekischen Küste, ungefähr unter der namengebenden Ortschaft Chicxulub Puerto, nördlich von Mérida. Während sich der Südteil der Struktur im Gebiet des Bundesstaates Yucatán befindet, erstreckt sich ihr Nordteil bis in den Golf von Mexiko. Je nachdem, ob man sich über dem Kraterrand oder dem Kraterinneren befindet, ist sie von 300 bis 1000 Meter mächtigen Sedimentschichten des Tertiär bedeckt. Der Krater wurde mittels Messung von magnetischen und gravita- tiven Anomalien durch Hildebrand et al. (1991) nachgewiesen und mit Hilfe von petrografischen Analysen und dem Nachweis von schock-metamorphen Mineralien wie Coesit oder Stishovit in Impaktit-Gesteinsproben aus Bohrungen der mexikanischen Erdölgesellschaft PEMEX eindeutig als Impaktkrater identifiziert. Er entspricht einem nahezu kreisförmigen Becken mit Zentralberg und innerer Ringstruktur, dessen Durchmesser auf etwa 180–190 km geschätzt wird. Sharpton et al. (1993) schlossen aus den Gravita- tionsanomalien, dass der Krater mindestens drei Ringe und ver- mutlich noch einen zusätzlichen äußeren Ring mit ca. 300 km Durchmesser besitzt. Der Durchmesser des Impaktors (Asteroid oder Komet) wird auf etwa 10–15 km geschätzt. An der Oberfläche der extrem flachen nördlichen Yucatán-Halbinsel ist von diesem drittgrößten aller Einschlagkrater der Erde wenig zu bemerken. Allerdings zeigen Analysen von Pope et al. (1996), dass leichte Bodenerhebungen nahezu halbkreisförmige Strukturen bilden und die Stärke der tropischen Bodenbildung ebenfalls den früheren Krater nachzeichnet. Außerdem existiert bei einem Radius von etwa 83 km (Durchmesser von 166 km) eine konzentrische, perlschnurartige Aufreihung der für dieses Karstgebiet typischen Cenoten. Neuere Daten der Shuttle Radar Topography Mission zeigten ebenfalls deutlich eine halbkreisförmige Topographie im Gebiet des Kraters. |
Klima und Austerbung der Dinosaurier ? |
Die Koinzidenz der global auftretenden Iridium-Anomalie mit dem Aussterbeereignis an der Kreide-Tertiär-Grenze war der Ausgangs- punkt für die Impakthypothese für das Massenaussterben. In dieser frühen Arbeit wurde ein Krater von etwa 150-200 km Durchmesser und ein Impaktor (Asteroid) von mindestens 10 km gefordert, um das weltweite Auftreten von Iridium in Gesteinen dieser Zeit zu erklären. Als Ursache für das Massenaussterben selbst wurde die durch die explosionsartige Freisetzung eines enormen Energiepotentials, 5 Größenordnungen höher als das gesamte Nukleararsenal der Erde, ausgelöste Klimakatastrophe gesehen. In einem Umkreis bis zu eintausend Kilometern um die Impaktzone wurde in nach außen zu abnehmender Intensität nahezu alles Leben durch die Hitze, die Schockwelle und den dem Einschlag folgenden Tsunami ausgelöscht. Während bei 15 % der Masse der hochge- schleuderten Gesteine die Bewegungsenergie ausreichte, um die Schwerkraft zu überwinden und sie ins All entweichen zu lassen, erreichten 85 % der hochgeschleuderten Masse binnen maximal 72 Stunden wieder die Erde. Es wird angenommen, dass diese hoch- erhitzten Gesteinsbrocken global Waldbrände ausgelöst haben könnten. Weiterhin wurde durch weltweit verteilten Staub und Gase die Sonneneinstrahlung blockiert und ein dem nuklearen Winter vergleichbarer Impaktwinter von mehreren Monaten Dauer ausgelöst. Dieser Abkühlung folgte ein durch Kohlenstoff- und Schwefelgase ausgelöster Treibhauseffekt, der danach zu anoxischen Verhältnissen in den Weltmeeren führte. Dies zusammen mit intensivem sauren Regen durch die verdampften schwefelhaltigen Gesteine der Yucatán-Plattform (Anhydrit) verursachte demnach einen nahezu vollständigen Zusammenbruch der Nahrungsketten sowohl auf dem Land als auch im Meer und damit das drittgrößte Massenaussterben der Erdgeschichte. Das Alter des Meteoriteneinschlags auf Yucatán wurde anhand der PEMEX-Proben radiometrisch auf 65 Millionen Jahre datiert (64,98 ± 0,05 Ma; Swisher et al., 1992) und auch geochemisch mit an der Grenze zwischen Kreide und Paläogen vorkommenden Impaktgläsern (65,01 ± 0,08 Ma bzw. 65,07 ± 0,10 Ma; s. a. Blum et al., 1993) in Verbindung gebracht. Damit schien Anfang der 90er Jahre der für die Iridium-Anomalie und das Massenaussterben an der Kreide-Tertiär- Grenze (und somit das Aussterben der Dinosaurier) verantwortliche Krater gefunden worden zu sein. Beobachtungen an Impaktgläsern enthaltenden Sedimentabfolgen der Oberkreide – also älter als der Chicxulub-Krater – in Nord-Mexiko und die Analyse einer Sequenz von Sedimentgesteinen oberhalb der Impaktite und unterhalb des Tertiärs in der Bohrung Yaxcopoil-1 brachten einige Wissenschaftler (Keller et al., 2004a, 2004b) jedoch zu der Überzeugung, der Krater spiele nicht die Rolle beim Massen- aussterben am Ende der Kreide, die ihm zugeschrieben wurde. Er ist demnach etwa 300.000 Jahre älter als die eigentliche KT-Grenz- schicht und außerdem nur einer von mehreren Metoriteneinschlägen, die sich um die Kreide-Tertiär-Grenze ereigneten. Das Massen- aussterben ist nach der Auffassung von Keller und ihren Mitautoren zudem nicht nur von Meteoriteneinschlägen verursacht worden, sondern auf eine Kombination dieser mit Klimaveränderungen und dem Dekkan-Ereignis zurückzuführen. Andere Publikationen bringen die Ablagerungen in Nordost-Mexiko weiterhin mit dem Chicxulub-Einschlag in Verbindung (Schulte und Kontny, 2005). Die kritische Abfolge oberhalb der Impaktgesteine in diesem Bohrkern repräsentiert nach Smit und seinen Mitarbeitern (Smit et al., 2004) keine in den letzten 300.000 Jahren der Kreide allmählich abgelagerten Sedimente, sondern Material, welches unmittelbar nach dem Einschlag in den Krater zurückgewaschen wurde. Eine breit angelegte Studie unter Federführung der Universität Erlangen-Nürnberg aus dem Jahre 2010 lässt die beteiligten Wissenschaftler auf den Chicxulub-Einschlag als einzig plausible Erklärung für das Aussterben der Dinosaurier schließen. Die Diskussion um die Rolle des Chicxulub-Einschlags beim Massenaussterben am Ende der Kreide hält unvermindert an, die Frage kann nicht als endgültig geklärt betrachtet werden. |
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